Kleiderformen
sind ursprünglich bedeutungslos und erhalten Zeichenbedeutung
nur im Prozeß ihrer medialen Übertragung. Nachdem
sie in einem medialen Kontext übertragen wurden, scheinen
sie selber eine ursprüngliche Bedeutung zu vermitteln,
also selber Übertragungsmedien dieser Bedeutung zu
sein. Bei jedem Übertragungsvorgang verschiebt sich
jedoch zugleich die Bedeutung des Übertragenen. Die
aus der Verschiebung und Übertragung konstituierte
Bedeutung wird vom Rezipienten vor die Verschiebung zurückprojiziert.
Obwohl bei der Formung der Kleidungsstücke Bedeutungsintentionen
mit im Spiel sind, ist die von der medialen Übertragung
ermöglichte kollektive Rezeption der Vorgang, in dem
jene Recodierung erfolgt, welche die Form zu einer signifikanten
Form, also zu einem im Verkehr befindlichen Zeichen macht.
Die neuen Formen werden jeweils anders aufgefaßt,
als sie gemeint sind, da die mediale Übertragung sie
in einen jeweils anderen Kontext rückt. Zeitfluß
und räumliche Distanz bilden die Grundlage dafür,
die Ideen einer absoluten Gegenwärtigkeit und eines
verbindlichen Zentrums im Medium Mode zu artikulieren, woraus
die Effekte des Peripheren und Zuspätkommenden resultieren.
Ohne die Voraussetzung und Erhaltung von räumlicher
und zeitlicher Distanz würde jene Übertragung
nicht mehr funktionieren, aus der die Mode ihre Bedeutung
schöpft.
Medium
Mode heißt unser Titel sonach nicht bloß
deshalb, weil im Medienzeitalter auch die Mode verstärkt
via Medien übertragen wird, sondern weil sie, wie sich
erst heute zeigt, immer schon ein mediales Phänomen
war: Mittelnd zwischen Mensch und Welt, kommunizierend zwischen
Menschen, trennend und verbindend zugleich...
(Wolfgang
Pauser und Theo Ligthart)
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