Institut für Formgebung, Wien Konzept f. Ausstellung „Geschichte der Mode“
 

Kleiderformen sind ursprünglich bedeutungslos und erhalten Zeichenbedeutung nur im Prozeß ihrer medialen Übertragung. Nachdem sie in einem medialen Kontext übertragen wurden, scheinen sie selber eine ursprüngliche Bedeutung zu vermitteln, also selber Übertragungsmedien dieser Bedeutung zu sein. Bei jedem Übertragungsvorgang verschiebt sich jedoch zugleich die Bedeutung des Übertragenen. Die aus der Verschiebung und Übertragung konstituierte Bedeutung wird vom Rezipienten vor die Verschiebung zurückprojiziert. Obwohl bei der Formung der Kleidungsstücke Bedeutungsintentionen mit im Spiel sind, ist die von der medialen Übertragung ermöglichte kollektive Rezeption der Vorgang, in dem jene Recodierung erfolgt, welche die Form zu einer signifikanten Form, also zu einem im Verkehr befindlichen Zeichen macht. Die neuen Formen werden jeweils anders aufgefaßt, als sie gemeint sind, da die mediale Übertragung sie in einen jeweils anderen Kontext rückt. Zeitfluß und räumliche Distanz bilden die Grundlage dafür, die Ideen einer absoluten Gegenwärtigkeit und eines verbindlichen Zentrums im Medium Mode zu artikulieren, woraus die Effekte des Peripheren und Zuspätkommenden resultieren. Ohne die Voraussetzung und Erhaltung von räumlicher und zeitlicher Distanz würde jene Übertragung nicht mehr funktionieren, aus der die Mode ihre Bedeutung schöpft.

„Medium Mode“ heißt unser Titel sonach nicht bloß deshalb, weil im Medienzeitalter auch die Mode verstärkt via Medien übertragen wird, sondern weil sie, wie sich erst heute zeigt, immer schon ein mediales Phänomen war: Mittelnd zwischen Mensch und Welt, kommunizierend zwischen Menschen, trennend und verbindend zugleich...

(Wolfgang Pauser und Theo Ligthart)