In
Begriffen wie Volkshaus, Volkswohnung oder Volkshausrat
war am Bauhaus die Idee einer gelungenen Verknüpfung
von Ästhetik mit Nützlichkeit, von elementarer
Einfachheit mit komplexer Funktion, von designkünstlerischem
Anspruch mit industrieller Serienproduktion formuliert worden.
Die Nationalsozialisten bekämpften und schlossen das
Bauhaus und besetzten den Begriff Volk mit ihren
rassistischen Inhalten. Doch die vom sozialutopistischen
Bauhaus entwickelte Formen- und Bedeutungswelt hatte sich
bereits tief in die Kultur des Industriedesigns eingeschrieben,
überlebte die Nazizeit und wirkt bis heute fort. Der
Grundgedanke, das Serienprodukt könne schön sein,
wenn es aufhörte, Handwerkliches zu imitieren; wenn
seine Form geometrisch und elementar sei, so dass sie für
alle Menschen gelte; wenn es Funktionen diente, anstatt
gesellschaftliche Unterschiede zu markieren: dieser Gedanke
des gelungenen Volks-Industrieprodukts wurde am Bauhaus
entfaltet und ist die kulturgeschichtliche Wurzel auch der
Marke Volkswagen.
Das stärkste Naheverhältnis - innerhalb der Bauhaus-Tradition
- unterhalten die neuen Volkswagen-Schauräume zum Ansatz
Mies van der Rohes, das Funktionale dem Ästhetischen
zu integrieren. Man denke an die Neue Nationalgalerie zu
Berlin: ein schwebendes Dach über einer durchgängig
gläsernen Fassade. Das VW-Schauraum-Konzept nimmt eine
formale Anleihe bei diesem Kultbau der klassischen Moderne,
ohne jedoch dessen Funktionsmängel mit übernehmen
zu müssen Autos ähneln schließlich
nicht den Gemälden, sondern sind so etwas wie rollende
Skulpturen oder mobile Architekturen; das macht sie zu passenden
Ausstellungsstücken für einen gläsernen Raum.
Das Sprechende von Mies´ Museumsarchitektur wird reinszeniert,
ohne dafür die Funktion opfern zu müssen. Damit
überlagern einander in der gläsernen Hülle
der Volkswagen-Architektur in ausgewogener Mischung zahlreiche
Schichten der historischen Moderne. Funktionalismus, Kristallismus,
Formalismus, Symbolismus und Konstruktivismus klingen an,
versuchen aber nicht mehr, einander zu übertönen.
Die historischen Kontrahenten sind längst versöhnt
und vereint. Ihre avantgardistischen Erfindungen wurden
zum allgemeinen, festen Bestand.
Jede
Glasinterpretation beanspruchte zu ihrer Zeit allgemeine
Geltung. Die Geschichte jedoch hat aus jeder postulierten
Allgemeingültigkeit eine kulturelle Besonderheit gemacht.
Dieses historische Gesetz hat sich auch für das Konzept
Volkswagen als gültig erwiesen. Denn als
rein rationaler, sparsamer und funktionaler Wagen für
alle wurde der Volks-Wagen ersonnen. Als eine besondere
Marke steht er heute vor uns. Am Bauhaus-Stil ebenso wie
am Volkswagen zeigt sich, dass jedes angezielte Allgemeine
zuletzt doch als ein Besonderes erkennbar wird. Diese historische
Erfahrung wird in der Zusammenschau der Wagen mit der neuen
Corporate-Identity-Architektur baulich sichtbar gemacht.
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